Künstler und Galerist Werner Zaiß (Mitte) zeigt in seiner Galerie Arbeiten aus den vergangenen 40 Jahren.Foto: kul
Werner Zaiß – Kunst aus vier Jahrzehnten
Mit freundlicher Genehmigung der Schwäbischen Post
Ausstellung Der Aalener Maler zeigt 74 Exponate aus über 40 Jahren in seiner Galerie.
Helmut Schmid war Bundeskanzler, Jimmy Carter amerikanischer Präsident, die Russen marschierten in Afghanistan ein und in Mutlangen standen Pershing-II-Raketen bereit. Was war nicht alles vor 40 Jahren! Es ließe sich sicherlich noch mehr aufzählen. Ereignisse, die prägten und in Erinnerung blieben.
Den Künstler Werner Zaiß trieben die damaligen gesellschaftlichen und politischen Themen um, in seinen Arbeiten finden sie sich heute noch. In seiner Galerie, der Galerie Zaiß in der Aalener Langertstraße 44, zeigt er nun eine Auswahl an Arbeiten aus diesen 40 Jahren. Alles außer Malerei, überwiegend Radierungen, Farblinolschnitte und Farbholzschnitte.
„Ich bin kein Maler, ich bin Grafiker“, erklärt Werner Zaiß bei der Vernissage, um anzufügen, dass ihn hierbei nicht nur das Künstlerische, sondern auch das Handwerkliche umtreibe. Den Beleg liefert die Ausstellung mit ihren 74 Exponaten und sie zeigt Arbeitstechniken, so unterschiedlich wie die Motive. „Stadtlandschaften“ hängen neben der „Fabrik“, „Kaktusfeigen“ neben „Arkadien“, und wer das Paradies sehen möchte, kann dies im gleichnamigen Farbholzschnitt tun. Oder doch lieber einen Blick auf die „Kleine Hölle“, eine Farbradierung, riskieren?
Gegensätze hätten Zaiß immer wieder gereizt, verrät Vernissageredner Wolfgang Nußbaumer. „Die heile und die zerstörte Natur, die heile und die gefährdete Welt, zugespitzt: Leben und Tod.“ Da sind sie wieder die Pershing-II-Raketen, die der Künstler mit kritischem Blick gefährlich scharf in seinen Arbeiten verewigte. Für die notwendige Inspiration sorgt die Außenwelt. Schon immer. Auch in den 1970er Jahren, als der Künstler erste Radierung mit spitzer Nadel in Metall ritzte, motivisch angelehnt an den britischen Fotografen David Hamilton. Porträts junger Frauen, versehen mit einem Tick Leonard-Cohenschem Unterton. Das melancholische Lied „Susan“ klingt hierbei in den Ohren.
Das mit bekannten Ideengebern sei damals halt so gewesen, meint Nußbaumer lakonisch. Und er weiß, dass sich Künstlerbiografien irgendwie immer ähneln. So sei auch Zaiß. „Vom Realismus ausgehend, hat sich das Schaffen des Künstlers hin zur Abstraktion entwickelt. Dabei ist er jedoch dem Gegenstand immer verbunden geblieben.“ Zu sehen in der Ausstellung.Herbert Kullmann