Siggi und Werner Zaiß freuen sich, dass die Galerie in der Aalener Langertstraße wieder geöffnet sein darf.Foto: Oliver Giers

Denken und Fühlen in der Galerie Zaiß

Mit freundlicher Genehmigung der Schwäbischen Post

Kunst Die Ausstellung in der Aalener Langertstraße zeigt die Arbeiten von drei Künstlern aus der Berliner Galerie Root. Auch ein Teilnehmer des Essinger Bildhauersymposiums 2019 ist dabei. Von Dagmar Oltersdorf

Vernissage nein. Kunstgenuss ja. Auch in der Aalener Galerie Zaiß geht man diesen Weg in Zeiten von Corona. Seit Freitag gibt es dort Kunst sogar potenziert. Dreifach. Mit den Arbeiten des Bildhauers Jo Kley und den Malern Ute Wöllmann und des Grafikers und Andreas Amrhein. Drei Künstler, die bei der Berliner Galerie Root vertreten sind, die Ute Wöllmann leitet.

Amrhein ist der, dessen Werke nicht nur wegen des größeren Formates die Ausstellung wohl dominieren. „Er versucht immer, einen Denkanstoß zu geben“, sagt Galerist Werner Zaiß. Vielleicht ein wenig untertrieben. In Amrheins „Next level“ weisen Kriegsbomber, die in Richtung Osten unterwegs sind, ein alles dominierender Fliegenpilz und die entsetzt blickenden Figuren aus Tim und Kapitän Haddock aus „Tim und Struppi“, deutlich darauf hin, wohin der Künstler will. Amrhein, der auch in Berlin studiert hat, hat früh Radierungen gemacht, so Werner Zaiß. Bei manchen Werken wie dienen sie ihm als Grundlage, macht sie durch seine Acrylmalerei auf Büttenpapier zu Unikaten. Liedtexte wie „This ist not America“ fließen als Titel oder Satzfragmente in seinen Arbeiten ein, Versatzstücke aus der Kunst, aus Werbung und Comics wie die Hand von Dagobert Duck, die vom Bildrand aus nach „Ebony & Ivory“ greift. Klimawandel, Rassismus, Krieg und Konsum, Amrhein erzählt Geschichten in einer anregenden Bildsprache. Sein „Hirschpriester“ trägt den Kopf eines Hirsches im Stil einer Porzellanfigur – Amrhein hat früher auch Porzellan bemalt – dazu ruhen die Hände von Dürer über einem Skateboard.

Auch Ute Wöllmanns Werke geben dem Wort Raum, wenn auch in ganz anderer Weise. Die Baselitzschülerin und Leiterin der Galerie Root, die auch eine Malschule betreibt, Malschule, setzt sich in ihren Arbeiten mit mit Sätzen aus Ingeborg Bachmann Gedichten auseinander. Pflanzenbilder, die Zittergras, Licht, Halme, Birken und Licht thematisieren. Bewegung, vordringlich mit dem Streben nach oben dagegen ist das Thema des Steinbildhauers Jo Kley. Der in Kiel lebende Künstler war beteiligt beim Esslinger Bildhauersymposium zur Landesgartenschau. Seine oft mehrere Meter hohen Turmskulpturen sind auf der ganzen Welt zu sehen. In der Galerie Zaiß zeigt er die Dynamik des „Tango“ in Carrara Marmor, wiederum Aufstrebendes wie den „Dragon“ in Anröchter Stein, aber auch einen „Leviathan“ in Granit. Alle verleiten zum haptischen Spüren und Nachzeichnen. Was man gerne darf, so Werner Zaiß. Hände waschen danach aber nicht vergessen.

Mehr Fotos aus der Ausstellung unter www.schwaepo.de und www.tagespost.de

Öffnungszeiten: Freitags und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Finissage mit den Künstlern ist am Sonntag, 26. Juli, von 11 bis 17 Uhr, in Galerie und Garten.